In der bisherigen Einteilung der Antibiotika-Empfindlichkeit von “sensibel”, “intermediär” und “resistent” wurde unter “intermediär” eine antimikrobielle Empfindlichkeit des betreffenden Keimes verstanden, die mit einem unsicheren Therapieerfolg assoziiert ist. Bei Einsatz einer erhöhten Dosis sollte unter bestimmten Umständen allerdings ein Therapie-Ansprechen möglich sein. Des Weiteren wurde der Begriff von Seiten des Labors genutzt, um technisch bedingte Unschärfen bei der Bewertung des Resistenzverhaltens adäquat zu beschreiben. Letztendlich wurde die Kategorie „intermediär“ im klinischen Alltag mehr oder weniger mit „nicht empfindlich“ bzw. „resistent“ gleichgesetzt.
In der Neudefiniton ergibt sich eine völlig andere Interpretation: Die Kategorie „I“ wird neu definiert als „sensibel bei erhöhter (increased) Exposition“ (des Keimes gegen ein Antibiotikum). Die erhöhte Exposition kann erreicht werden durch:
Durch diese Maßnahmen bzw. das Ausnutzen dieser Effekte lassen sich ebenso gute Therapieerfolge erzielen, wie durch den Einsatz von Antibiotika in Normaldosis bei Keimen, die als „sensibel“ eingestuft werden.
Neue Definition von S, I und R | |
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S | Erreger ist sensibel gegenüber dem Test-Antibiotikum bei normaler Exposition. Therapieerfolg bei Verwendung der Standarddosis in der üblichen Darreichungsform anzunehmen. |
I | Erreger ist sensibel gegenüber dem Test-Antibiotikum bei erhöhter (increased) Exposition. Therapieerfolg ist anzunehmen bei:
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R | Erreger ist resistent gegen das Test-Antibiotikum. Auch bei erhöhter Exposition kein Therapieerfolg zu erwarten |
Hochdosis-Therapie von Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa | |
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Piperacillin/Tazobactam | 4 x 4,5 g i.v. |
Ceftazidim | 3 x 2 g i.v. |
Imipenem | 4 x 1 g i.v. |
Ciprofloxacin | 3 x 400 mg i.v. oder 2 x 750 mg p.o. |
Für Pseudomonas aeruginosa-Infektionen wurde auch bisher für Piperacillin/Tazobactam, Ceftazidim, Imipenem und Ciprofloxacin eine Hochdosis-Therapie empfohlen (auch bei Ergebnis „S“). Bei diesen Antibiotika wird zukünftig die Kategorie „S“ nicht mehr vorkommen, um einen klaren Hinweis auf die Notwendigkeit der Hochdosis zu geben.
Bei Einsatz der oben angeführten Hochdosierungen besteht keinerlei Nachteil gegenüber Meropenem, auch wenn dieses bei Pseudomonas aeruginosa als einziges Medikament mit „S“ befundet wird (und somit in der Standarddosis von 3 x 1 g i.v. gegeben werden kann).
Änderung der MRGN-Klassifikation
Bei der bisherigen Einteilung multiresistenter, gramnegativer Stäbchen (MRGN) werden die Kategorien „intermediär“ und „resistent“ als „nicht empfindlich“ zusammengefasst. Angesichts der neuen Definition von „I“ als „sensibel bei erhöhter Exposition“ ist dies nicht mehr sinnvoll.
Für die Enterobacterales (z. B. E. coli, Klebsiella spp. und Proteus spp.), Acinetobacter baumannii sowie Pseudomonas aeruginosa ergibt sich folgende Konsequenz für die Klassifikation als MRGN: Bei den Indexantibiotika wird nicht mehr „R“ und „I“, sondern nur noch das Testergebnis „R“ zugrunde gelegt.
Sonderfall: Carbapenemase-Bildner werden in jedem Fall in die 4MRGN-Kategorie eingeteilt (auch wenn phänotypisch keine voll ausgeprägte Resistenz vorliegt). Dieses Vorgehen entspricht den aktuellen Empfehlungen der KRINKO.
Die Umstellung der Empfindlichkeitstestung, die neue Definition der Kategorie „I“ und damit die Änderung der MRGN- Klassifikation hat Auswirkungen auf die Erreger-Resistenzstatistiken und Auflistungen nach Infektionsschutzgesetz. Eine Vergleichbarkeit der Daten ab 2019 mit den Jahren davor ist damit nur bedingt möglich.
Hinweise und Details: www.eucast.org ; www.nak-deutschland.org